In Deutschland können Jugendliche aus rund 340 Ausbildungsberufen und aus mehr als 20000 Studienrichtungen auswählen. Die Entscheidung für eine Berufsausbildung oder ein Studium ist daraus resultierend nicht ganz einfach. Das BBW Wittenberg unterstützt die Schüler*innen zur Berufsorientierung an Gymnasien dabei, ihre beruflichen Interessen aufzuspüren. Um den Jugendlichen dabei zu helfen, herauszufinden, was in ihnen steckt, gibt es die Möglichkeit an einer zweitägigen Potenzialanalyse teilzunehmen. Doch was genau sind Potenziale und warum sollen sie analysiert werden? Potenziale sind Fähigkeiten und Fertigkeiten, die noch nicht entdeckt sind und die es gilt herauszufinden.
„Was möchtest du mal werden?“ Eine Frage, die die meisten Schüler mit einem Schulterzucken beantworten. Viele Schüler zwischen 13 und 15 Jahren haben noch keine Orientierung, in welchem Beruf sie einmal arbeiten wollen. Das Bildungszentrum für Beruf und Wirtschaft e.V. nimmt sich dieser Herausforderung seit fünf Jahren an. Wir bieten mit dem Projekt BOGY – Berufsorientierung an Gymnasien - Schülern der 9. Klassen eines Gymnasiums die Möglichkeit, während der praxisorientierten Berufsorientierungstage Einblicke in verschiedene Berufsbereiche zu erhalten. Auch in diesem Jahr bot sich den Schülern eine Vielfalt an beruflichen Projekten in sieben unterschiedlichen Berufsfeldern, an deren Ende jeder Schüler für sich entscheiden konnte, ob diese Berufsrichtung seinen Interessen entspricht. Besonders interessant waren die sehr informativen Vorträge verschiedenster Firmen zu Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten zu Beginn der einzelnen Berufsorientierungstage. So war es möglich den Schülern einen Einblick in die Arbeit bei der Bundeswehr, WIKANA Keks und Nahrungsmittel GmbH, SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH und FINAS Versicherungsmakler GmbH zu geben. Diese Firmen stellten ihre Betriebsabläufe und beruflichen Chancen vor und hinterließen einen bleibenden Eindruck. Für die Präsentationen und die Unterstützung während der praxisorientierten BO-Tage bedanken wir uns ganz herzlich bei den engagierten Firmen!
Direkt im Anschluss konnten die Schüler in den Bereichen Holz, Metall/Pneumatik, Gesundheit, Elektrotechnik, Gastronomie, Naturwissenschaften sowie Wirtschaft, Verwaltung und Lager ihre Fähigkeiten und Kenntnisse stärken, erweitern und ausbauen oder für sich feststellen, dass diese Berufsrichtung nicht ein Teil ihres Lebens werden wird. Jeder Schüler erhielt zudem einen Überblick über mögliche Ausbildungsberufe bzw. Studiengänge des jeweils gewählten Berufsfeldes.
Im Bereich Holz erlernten die Schüler die Fähigkeiten und Motorik im Umgang mit Dekupiersäge, Halbrundraspel, Fuchsschwanz, Einhandklemmzwinge sowie Ständerbormaschine und Schleifpapier und voller Stolz konnten sie ihre selbst produzierte Garderobe mit nach Hause nehmen.
Mit den Schülern, die sich für den Bereich Metall/Pneumatik interessierten, wurde mittels technischer Zeichnung der Bau eines Kolbens am Computer nachempfunden. Technisches Knowhow, Geduld und Verständnis für räumliches Denken förderten hierbei die fachlichen Kompetenzen.
Im Bereich Gesundheit wurde mit den Schülern ein Anwendungsfall vom Auffinden nach einem Unfall, über Rettung, RTW, Krankenhaus, Operation, Mobilisierung und Rehabilitation durchgespielt, um die verschiedensten medizinischen und pflegerischen Bereiche in der Gesundheit kennenzulernen. Praktische Übungen und das Ausprobieren von multiplen Techniken, zum Beispiel an einem minimalinvasiven Operator machte den Schülern viel Spaß und gab einen sehr breitgefächerten Einblick in Ausbildungs- und Studienberufe des Berufsfeldes.
Um den Bau einer elektrischen Anlage ging es im Bereich Elektrik. Nach dem Erstellen eines Angebotes sowie Bestellscheines am Computer, waren die Schüler angehalten, sich die notwendigen Bauteile aus dem Lager zu entnehmen, um anschließend die elektrische Anlage bauen zu können. Affinität für Physik und Feinmotorik zeigten einigen Schülern Stärken auf.
Die vielleicht künftigen Köche unter den Schülern konnten im Bereich der Gastronomie Erkenntnisse über den hygienischen und nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln sowie gesunde und energiereiche Ernährung. Zudem erhielten sie wichtige Informationen zum Thema Lagerung von Lebensmitteln, Arbeitsschutz und Hygienemaßnahmen, um Verunreinigungen der Speisen keine Chance zu geben. Beim Zubereiten von Paprika-Lauch-Schnitten und eines Kürbis-Schokoladen Kuchens hatten alle Schüler Spaß und haben nebenbei ihre Fertigkeiten verbessert.
Wer sich gern mit Biologie und Chemie befasst, war im Bereich Naturwissenschaften genau richtig. Bei Inhalten - der Kriminalistik, über Mikrobiologie und analytischer Chemie konnten die Schüler vereinzelte Tätigkeiten in verschiedenen Berufszweigen nachvollziehen. In der Kriminalistik arbeiteten sie im Sinne eines Kriminologen und analysierten Schuhabdrücke, untersuchten Faser- und Haarproben und erstellten Täterprofil. In der Mikrobiologie erhielten sie hochinteressante Erkenntnisse über die Sauberkeit ihres Handys oder Schlüssels mit Hilfe einer Abklatschprobe. So konnten sie feststellen, wie viele Bakterien sich auf dem Gegenstand befinden. Zusätzlich intensivierte aufschlussreiches Infomaterial ihre erworbenen Kenntnisse. Die Chemiker unter den Teilnehmern untersuchten engagiert verschiedene Nachweisreaktionen und führten Neutralisationen von Lösungen durch.
Kooperativ wirkten die Bereiche Lager sowie Wirtschaft und Verwaltung zusammen. Im Lager konnten die Schüler mit Hilfe der erlernten Fachkenntnis über das Ein- und Auslagern verschiedenste Artikel mittlerer Größe viel erfahren und üben, die Daten in einer Lagerkartei festhalten und anschließend auf einer Mehrwegpalette für den Versand vorbereiten. Den dazu gehörigen Lieferschein erfassten sie am Computer und erhielten dabei einen kurzen aber intensiven Einblick in das Warenwirtschaftssystem.
Im Anschluss ging es im Bereich Wirtschaft und Verwaltung um den Prozess der Markteinführung eines Produktes. Die verwaltende Tätigkeit, zu einem Meeting einzuladen und dieses vorzubereiten wurde mit den Informationen, wie man ein Protokoll anfertigt, nähergebracht. Um das gewünschte Produkt auf den Markt bringen zu können, prüften die Schüler die Erfolgschance per Marktanalyse und Sortimentspolitik. Nachdem verschiedenste Angebote verglichen und Rohstoffe fiktiv bestellt wurden, wurde die Eingangsrechnung gebucht und das Produkt (eine Salbe aus natürlichen Rohstoffen) hergestellt. Schlussendlich wurde die Frage analysiert, ob es Sinn macht, dass das Unternehmen als Zwischenhändler agiert. Hierbei tauchten die Schüler in die Preispolitik ein und beschäftigten sich mit einer Vorwärtskalkulation, um den Listenverkaufspreis zu ermitteln und anschließend eine Entscheidung treffen zu können. Das hergestellte Produkt durften sie selbstverständlich mit nach Hause nehmen.
Die gemeinsame Teilnahme an einem Berufswahltest, förderte zusätzlich die Entscheidung für noch Unentschlossene.